Weihnachtsgruß des Geistlichen Beirats des Deutschen Chorverbands Pueri Cantores

Liebe Pueri Cantores, liebe Chorleiterinnen und Chorleiter,

vor einem Jahr hatten wir gehofft, dass wir dieses Weihnachtsfest wieder einigermaßen normal feiern könnten – mit allem, was für uns dazu gehört. Zum Wichtigsten von Weihnachten gehört für uns natürlich das Singen. Doch auch jetzt sind unsere musikalischen Möglichkeiten immer noch oder wieder neu sehr eingeschränkt, mit Sorgen und großem Aufwand verbunden.

Ich finde es sehr ermutigend, dass vielerorts alles, was in dieser Situation möglich ist, versucht wird, damit gesungen werden kann. Denn wir können nicht Weihnachten feiern, ohne das eigentlich unfassbare Geheimnis, dass Gott in Jesus Mensch geworden ist, in alten und neuen Liedern zu besingen. Was man in Worten nur schwer ausdrücken kann, davon muss man einfach singen!

In einem neueren Weihnachtslied von Dieter Trautwein (1928 – 2002) heißt es: „Weil Gott in tiefster Nacht erschienen, kann unsre Nacht nicht traurig sein.“ Viele Menschen haben in diesem Jahr tiefe Nacht erlebt und müssen auch heute noch mit ihren Schatten leben: auf den Intensivstationen der Krankenhäuser, in den überfluteten Gebieten in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen, in den überfüllten und unsicheren Booten auf dem Mittelmeer, in Krieg und Not, an den Gräbern von verstorbenen Angehörigen und Freunden.

Ist denn Gottes Sohn umsonst Mensch geworden, wenn es das Leid und den Tod auch weiterhin gibt? Die frohe Botschaft der Heiligen Nacht ist: Gott hat sich in seinem Sohn mitten hinein in unser Leben gegeben. Er hält sich nicht heraus, bleibt nicht in sicherem Abstand in den Himmelshöhen. In Jesus Christus zeigt er uns seine Liebe, die bis zum Äußersten geht, sogar bis in die Nacht des Todes. Aber Gott hat Jesus aus dieser Nacht zum Leben im unvergänglichen Licht auferweckt – das feiern wir dann an Ostern.

Indem Gott sich im Menschenkind in der Krippe klein gemacht hat, macht er uns als seine Töchter und Söhne groß und hebt uns an sein Herz. Das ist das größte Geschenk der Weihnacht. Davon wollen wir auch in diesem Jahr für alle Menschen singen, wenn auch verhalten und mit Schutzmaske.

Euch und Ihnen allen wünsche ich ein lichtvolles und frohmachendes Weihnachtsfest und Gottes Schutz und Segen für das neue Jahr 2022, in dem wir hoffentlich bei den geplanten Chorfestivals auch wieder in großer Gemeinschaft singen können!

Trier, am 4. Advent 2021                                                                              Marius Linnenborn