Liebe Pueri Cantores,
liebe Chorleiterinnen und Chorleiter,
nun hat das Corona-Virus seit mehr als einem Jahr die ganze Welt fest im Griff. Als Chöre sind wir besonders stark betroffen, weil mit dem Singen die große Sorge vor der Ausbreitung von Viren verbunden ist. Unseren Dienst, das Lob mit der und für die Gemeinde zu singen, können wir – wenn überhaupt – seit vielen Monaten nur sehr eingeschränkt erfüllen. Für uns Pueri Cantores gehört es ja ganz wesentlich dazu, dies in großer Gemeinschaft zu tun. Deshalb trifft es uns sehr, dass unser Chorfestival in Florenz schon zum zweiten Mal verschoben werden musste, und auch die geplanten deutschen Chorfeste für die verschiedenen Chorarten können erst in den nächsten Jahren stattfinden.
Viele unserer Chöre haben unter den Corona-Bedingungen große Kreativität entwickelt, um miteinander in Verbindung zu bleiben und auf digitalem Weg die Stimmen zusammenzuführen. Viele Chorleiterinnen und Chorleiter halten mit hohem Einsatz den Kontakt zu ihren Chormitgliedern und probieren neue Probenformate und Gesangsmöglichkeiten aus.
Wenn wir in kleinen Gruppen singen, spüren wir noch mehr als in der größeren Gemeinschaft unseres Chors, dass es auf jede und jeden von uns ankommt. Der Abstand, den wir beim Singen einhalten müssen, führt dazu, dass wir uns nicht auf die Stimmen unserer Nachbarn verlassen können. Wir sind herausgefordert, selbständig, mutig und kraftvoll zu singen.
Nach Ostern und Weihnachten 2020 ist das Osterfest, das wir jetzt feiern, nun schon das dritte liturgische Hochfest, das von der Corona-Lage stark eingeschränkt wird. Wir sehnen uns danach, endlich wieder aus vollem Herzen und voller, aber virenfreier Kehle das Halleluja zu singen, ohne auf Sicherheitsregeln achten zu müssen. Das gemeinsame Singen stärkt ja unseren Glauben und unser Vertrauen auf Gott, der uns gerade in dieser Zeit nicht im Stich lässt.
Auch wenn die Osterliturgie eher schlicht gestaltet werden muss, feiern wir in diesen Tagen, dass Gott seine Zusage einhält, dass er der Gott des Lebens ist: Er will unser Leben reich und schön machen. Dazu gehört für uns das Geschenk der Musik und des gemeinsamen Singens, bei dem wir eine tiefe Gemeinschaft erleben, auch im Glauben.
Ich wünsche uns allen, dass wir in dieser Heiligen Woche, in der wir das Zentrum unseres Glaubens feiern – den Tod und die Auferstehung Jesu – trotz aller Abstandsregeln eine tiefe Verbundenheit miteinander und mit Jesus Christus spüren. Wir gehen in diesen Tagen seinen Weg mit – vom Einzug in Jerusalem über das Letzte Abendmahl, sein Leiden und Sterben bis hin zur Auferstehung. Durch unsere Taufe wurden wir Schwestern und Brüder Jesu: Auch unser endgültiges Ziel ist das Leben in Fülle, das Gott schenkt, und das stärker ist als das Virus, als Krankheit und Tod.
Euch und Ihnen allen frohe und gesegnete Ostern!
Marius Linnenborn