4000 Pueri Cantores singen in Barcelona als Licht der Welt

Im Vorfeld hatten die Auseinandersetzungen im Konflikt zwischen Katalonien und Spanien zwar noch einige Sorgen bereitet, als die Chöre der Pueri Cantores aber in Barcelona ankamen, trat diese ungeklärte politische Lage in den Hintergrund. Fast 4000 junge Sängerinnen und Sänger aus 13 Ländern (neben den europäischen auch aus Kanada, Korea, Mexiko und den USA), die mit ihren Chören dem Internationalen Verband Pueri Cantores angehören, feierten auf Einladung des katalanischen Nationalverbandes fünf Tage lang ein Fest der Begegnung, des Friedens und des Gotteslobes. Bei der Eröffnungsfeier des 42. Internationalen Pueri-Cantores-Kongresses staunten die Kinder und Jugendlichen über die Menschenpyramiden, die den starken Willen und Zusammenhalt des katalanischen Volkes symbolisieren.

Der erste ganze gemeinsame Tag des Chorfestivals begann mit den Messfeiern der einzelnen Nationalverbände. Die deutschen Chöre, die mit mehr als 2000 Pueri Cantores die weitaus größte Gruppe unter den insgesamt 101 Chören bildeten, mussten sich auf zwei Kirchen aufteilen: Santa Maria del Mar in der Altstadt, bekannt als „Kathedrale des Meeres“ aus dem Roman von Ildefonso Falcones, und St. Pius X. Hier konnten die Chöre erstmals die für diesen Kongress geschaffene, musikalisch anspruchsvolle Missa „Sagrade Familia“ des katalanischen Komponisten Josep Vila i Casanas (*1966) gemeinsam singen.
Das Mottolied der drei deutschen Chortreffen des Jahres 2017 in Würzburg, Regensburg und Rottenburg „Strahlen brechen viele aus einem Licht“ sangen die Mädchen und Jungen begeistert mit. Am Nachmittag wollten die sogenannten „Sternkonzerte“, bei denen in der Regel mehrere Chöre aus verschiedenen Ländern einzeln und gemeinsam in den Kirchen Barcelonas und der Umgebung sangen, die Möglichkeit zu internationalen musikalischen Begegnungen geben.

Der Freitagvormittag war der großen gemeinsamen Probe vorbehalten, bei der durch verschiedene Dirigenten aus den 4000 Pueri Cantores ein gewaltiger Chor für die Abschlussmesse gebildet werden sollte. Am Nachmittag machten sich die Chöre in Bussen auf den Weg ins gebirgige Hinterland Barcelonas zum berühmten Kloster und Marienwallfahrtsort Montserrat. Vor der Kulisse der beeindruckenden Felsformationen sangen sie mit den Benediktinermönchen die Vesper als Gebet für den Frieden in der Welt.
Das musikalische Programm spannte einen weiten Bogen von den Gesängen der Pilger aus dem Llibre vermell de Montserrat (14. Jahrhundert) bis zum eigens für den Kongress komponierten „Magnificat brevis“ des Katalanen Bernat Vivancos (*1973).

Das Wort Jesu aus dem Matthäus-Evangelium „Ihr seid das Licht der Welt“ (Mt 5,14) stand als Leitwort über dem Chortreffen. Die Anregung dazu hatten die in starken Farben strahlenden Fenster der Basilika Sagrada Familia gegeben, in der am Sonntag die Abschlussmesse stattfand. Bereits am Vortag besuchten die Chöre die von Antonio Gaudi entworfene Kirche, die noch immer ihre Vollendung erwartet. In Gruppen erhielten die Kinder und Jugendlichen eine Einführung in die Idee und das theologische Programm des eindrucksvollen Baus.

Am Samstagabend versammelten sich die Chöre dann wieder in der Basilika zum Galakonzert. Sechs Chöre aus verschiedenen Ländern trugen Motetten zu den Glaubensgeheimnissen vor, die in der Architektur der Basilika symbolisch dargestellt sind. Die deutschen Chöre vertraten der Jugendkathedralchor Fulda und die Mädchenkantorei am Paderborner Dom. Zwischen den Darbietungen der Chöre sangen alle gemeinsam Stücke aus dem Chorbuch des Chorfestivals

Mit dem großen Pontifikalamt, das der Erzbischof von Barcelona, Juan José Kardinal Omella Omella, in Konzelebration mit den Priestern, die die Chöre begleiteten, feierte, fand der Kongress seinen Abschluss. „Vos estis lux mundi“, den Motto-Gesang des Kongresses von Josep Ollé i Sabaté (*1987), der sie in diesen Tagen begleitet hatte, sangen die jungen Sängerinnen und Sänger noch einmal aus vollem Herzen. Mit diesem Erlebnis, zur großen Gemeinschaft der Pueri Cantores zu gehören, die als „Licht der Welt“ im Dienst zum Lob Gottes und im Gebet und Einsatz für den Frieden verbunden sind, traten sie die Heimreise an. Das nächste internationale Chorfestival wird im Juli 2020 in Florenz stattfinden, doch schon im nächsten Jahr sind alle deutschen Pueri Cantores vom 3. bis 7. Juli 2019 nach Paderborn eingeladen.

Marius Linnenborn