Die „Vier Knabenchöre Bayerns“ sind in das Bayerische Landesverzeichnis des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen worden. Neben dem Windsbacher und dem Tölzer Knabenchor sind mit den Regensburger Domspatzen und den Augsburger Domsingknaben auch zwei Pueri Cantores Chöre darunter. Heimatminister Albert Füracker überreichte am 11.06.2024 in der Allerheiligen-Hofkirche der Münchner Residenz die Urkunden und gratulierte zur gemeinsamen Auszeichnung. Anschließend gab ein gemeinsames Vokalensemble, bestehend aus jeweils vier Sängern pro Chor, ein Ständchen.

„Die neuen Einträge in unserem Bayerischen Landesverzeichnis zeigen, wie sich unzählige Menschen für ihre lebendige Tradition und ihre Heimat einsetzen. Ihnen gebührt höchster Respekt und außerordentlicher Dank für ihren Einsatz für unsere Heimat Bayern!“, betonte Finanz- und Heimatminister Albert Füracker bei der Urkundenübergabe.

Angestoßen hat den Bewerbungsprozess für alle vier Chöre Barbara Schmidt-Gaden, Geschäftsführerin des Tölzer Knabenchores. Es ging dabei darum, die Tradition und Bedeutung der wichtigsten Knabenchöre Bayerns öffentlich wahrzunehmen und schriftlich festzulegen. Dass nun alle vier Institutionen zum Immateriellen Kulturerbe gehören, ist für jeden einzelnen Ansporn, die Tradition mit Blick auf die anvertrauten Kinder weiterzuentwickeln. Denn so verschieden sie in Name, Alter, Entwicklung und Ausrichtung sind, so vereint sind alle vier in der Vermittlung von Musikkultur und persönlicher Bildung an junge Menschen: Jeder der vier Chöre legt durch seine musikalische Ausbildung mit spezifischer Chorstruktur, konkreter pädagogischer Arbeit und teils religiöser Ausrichtung die Grundlage für ein lebenslanges Interesse an Musik und Gesang – in Einzelfällen auch für eine musikalische Laufbahn. Alle vier bayerischen Knabenchöre stehen zudem für die musikalische Vielfalt Bayerns wie Deutschlands und sind für international renommierte Konzerte bekannt.

„Unsere Kulturform führt auch zu einer starken Persönlichkeitsbildung eines jeden Sängers. Gemeinsames Reisen, Sich-Selbst-Organisieren und professionelles Auftreten auf der Bühne stärken die nötige Selbstdisziplin und das Selbstbewusstsein jedes Einzelnen“, sagt Christian Heiß, Leiter der Regensburger Domspatzen. Jeder Sänger wisse, wann er gefordert ist oder sich wieder zurückziehen muss, um ein dynamisches und attraktives Gesamtergebnis im Chor nicht zu gefährden. Soziale Kompetenz, emotionale Intelligenz, Teamfähigkeit, gegenseitiger Respekt, Hilfsbereitschaft und Rücksichtnahme – alles „Soft-Skills“, die jedes Kind durch die von allen vier Chören betriebene Kulturform quasi im Vorbeigehen erlernen könne.

Gemeinsames Vokalensemble mit vier Sängern pro Chor

Mit der Aufnahme in das Bayerische Landesverzeichnis wurden die vier Knabenchöre Bayerns zugleich auch für die Aufnahme ins bundesweite Verzeichnis vorgeschlagen. Das hat der Bayerische Ministerrat entschieden.

„Bayerns kulturelle Vielfalt ist einzigartig – hier verschmelzen Tradition und Moderne harmonisch zu einer optimalen Einheit. Durch den Erhalt und die Weitergabe unseres Immateriellen Kulturerbes schaffen wir einen Rahmen für sozialen Austausch, geben Stabilität in herausfordernden Zeiten und bauen Brücken zwischen Menschen und Traditionen“, so Heimatminister Albert Füracker.

Seit 2003 stellt die UNESCO immaterielle kulturelle Ausdrucksformen in den Fokus der Öffentlichkeit. Überall auf der Welt sollen überliefertes Wissen und Können, das einen wesentlichen Bestandteil unserer Alltagskulturen ausmacht, als immaterielles Kulturerbe sichtbar gemacht sowie Maßnahmen unterstützt werden, die zur Erhaltung und Weiterentwicklung geeignet sind. Bis heute sind 180 Staaten dem UNESCO-Übereinkommen zur Erhaltung des Immateriellen Kulturerbes beigetreten. Deutschland ist seit 2013 Vertragsstaat. Neben dem Bundesweiten Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes gibt es in Bayern ein eigenes Landesverzeichnis, das nun 82 Eintragungen enthält.

Fotos: Bayerisches Staatsministerium der Finanzen und für Heimat und Susanne Merk (Augsburger Domsingknaben)